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Zur Zeit ist in der evangelischen Kirche Deutschlands ein immer deutlicher zu Tage tretender Zentralismus zu beobachten. Die EKD, die früher einmal das Dach relativ selbständiger Mitgliedskirchen darstellte, wird so langsam zu einem zentralistischen Kirchenbeamten-System.

Kirchenleitung und Dekane gewinnen immer mehr Macht über die einzelnen Gemeinden insofern, als sie auf eine Zentralisierung aus sind. Kirchengemeinden unter 1000 Mitgliedern bleiben dabei auf der Strecke. Dort wo früher einmal Pfarrstellen waren, wird zentral mitverwaltet und es werden oft keine "studierten Theologen" mehr dorthin geschickt, sondern Prädikanten und Lektoren.

Ich lese gerade in der neuesten Ausgabe des "Kontakt", der Aktuellen Informationen der Vertretung der Pfarrerinnen und Pfarrer im Bereich der Evangelischen Kirche der Pfalz, Nr. 23/2016, die Überschrift: "Pfarrer sind zu teuer, aber anscheinend Dekane nicht?!" und den dagegen gehaltenen Satz: " Kirche und Kirchenverwaltung haben eine dienende Funktion".

Im Gemeindepfarrdienst findet man durchgängig unter jenen Pfarrern, die seit Jahren ihre Gemeinde "an die Wand fahren" , folgendes: Missachtung der jesuanischen Ethik , was die Schwachen und Armen in der Gemeinde angeht. Man begnügt sich mit der Einstellung: "Ich verkündige aber doch die Auferstehung Jesu Christi!"

Ich habe noch nicht erlebt, dass es Sozialhilfempfängern in der jeweiligen Gemeinde besser gegangen ist, wenn ihr Pfarrer diese Auffassung vertrat. Oft muss man sich z.B. fragen, ob Pfarrer und Presbyter überhaupt die Bedürftigkeit mancher Menschen in der Gemeinde kennen, geschweige denn ernst nehmen.

Geburtstagsbesuche verstehen sie bereits als Seelsorge ( oft ist dort nur allgemeines "Gebabbel" möglich), Verkündigung vor fünf bis zehn Leuten im Sonntagsgottesdienst als Hauptaufgabe (letzteres wurde Jahrzehnte von der sog. Kerygmatischen Theologie" begünstigt), verbale Verkündigung (Kanzel, Konfirmandenunterricht), anstatt gerade auch ihr soziales Verhalten in der Gemeindearbeit als nonverbale Verkündigung verstehen,etc.

Manche Pfarrer sagen zu der eigentlich von ihnen geforderten "jesuanischen" Sozialarbeit in der Gemeinde: Da werd' ich ja nicht fertig!

Warum berufen sich solche Leute noch auf Jesus aus Nazareth? Warum lassen sie sich als Berufschristen mit A 13 und später mit A 14 der Landesbesoldung bezahlen? Dekane erhalten A 15 und Kirchen- und Oberkirchenräte noch mehr (Beispiele aus der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck hier).

Die Konsequenz der weiteren Ausdünnung auf dem Lande sind vermehrte Kirchenaustritte, noch weniger Taufen und das langsame Schrumpfen der Kirchengemeinden durch Wegsterben der Alten.

In manchen Kirchengemeinden kann man direkt miterleben, wie Pfarrer und Presbyter seit Jahren Ihre Kirchengemeinde unter Missachtung der von Jesus geforderten soziokulturellen Aufgaben langsam, aber sicher "an die Wand fahren". Ich bin mir auch sicher, dass sehr viele Kollegen mit dem Begriff "soziokulturell" kaum etwas anfangen können.

Die narzisstische Einbildung einiger Gemeindekollegen wird weiter aufrecht erhalten. Diese meinen offenbar, es reiche schon, wenn sie in einer örtlichen politischen Partei mitarbeiten oder sie begünstigen, sonntags den kaum noch gefragten Gottesdienst und wochentags den Konfirmandenunterricht, ab und an mal eine Beerdigung hält und zwei drei Mal im Jahr irgendwelche Veranstaltungen organisieren hilft und ein paar Geburtstagsbesuche macht.

Die Presbyter (Kirchenälteste) nehmen oftmals ihre eigentliche Verantwortung nicht wahr oder sind eigentlich dazu gar nicht wirklich in der Lage.

Ab und an tauchen dann tendenziöse Zeitungsartikel auf, die jeder kritischen Haltung entbehren und lediglich Push-up-Funktion für bestimmte Personen haben. So fördern lokale Medien ganz gezielt den Narzissmus auch einiger Gemeindepfarrer.

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