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"Der moderne Mensch, der sich als areligiös bezeichnet und empfindet, verfügt noch über eine ganze verkappte Mythologie und viele verwitterte Ritualismen. So haben zum Beispiel Neujahrsvergnügungen, Hauseinweihungen, Winterverbrennungen, obwohl sie verweltlicht sind, noch immer die Funktion eines Erneuerungsrituals. (ebenso Feiern anlässlich von Heirat, Tod oder Geburt). Grosskonzerte und Sportanlässe sind in ihrem Wesen eigentlich religiöse Veranstaltungen, eben nur ohne religiösen Inhalt. Feuerzeuglichter werden geschwungen, scheinrituelle Handlungen vollzogen und im grossen,kurzfristig gemeinsamen Gefühl strebt die Masse über sich hinaus." (Krypto-Religiosität)
Der narzisstische Mensch kann also durchaus religiös ohne Religion sein, wie der obige Text zeigt. Er sucht sich seine Veranstaltungen aus und auch die Stars oder Gruppen, die zu seiner persönlichen Scheinreligion passen. Auch bestimmte Formen des Tourismus gehören hierher: die Sehnsucht nach einer irgendwie gearteten Freiheit, ein Pilgern auf Wegen, die andere schon beschritten haben, all das gehört zur modernen Scheinreligion, ohne dass sich die Betreffenden dessen bewusst zu sein scheinen. Regisseure fördern solche Haltungen, jedenfalls zeigt etwa der Film über Harpe Kerkelings Pilgerreise in diese Richtung. Tourismusbestrebungen mancher Gemeinden hängen sich an diesen Trend und erheben Wald-, Feld- und Wiesenwege zur Pilgerroute, obwohl früher kein Menschn auf eine solch Idee gekommen wäre.
Überall gibt es Versprechungen, die scheinreligiöser Natur sind und die Wellness und Feelgood in Aussicht stellen, wobei natürlich der Profit im Hintergrund lauert.
Die Natur wird selbst zum religiösen Objekt, in das man eben nur mit dem neuen SUV rein zu fahren braucht, um eine "unendliche Freiheit" in "vollen Zügen zu genießen" (Man beachte die narzisstische Anspielung des Genusses). Im Grunde ist so etwas ein Rückfall in das 19. Jahrhundert, in dem die Romantik ganz ähnlich religiöse anmutende Naturanbetung zeigte. Man schaue sich nur Bilder aus dieser Zeit und die Poesie an. Das Dumme ist nur, dass die Masse der Menschen keine Ahnung davon hat.